Speed Dating
Speed Dating? Das hat doch in einem Turnaround-Projekt nicht verloren? Von wegen! Speed Dating ist ein wunderbares Format, wenn es darum geht, große Gruppen oder Teams in Projekten und Linienorganisationen innerhalb von einer oder zwei Stunden dazu zu bringen, sich kennenzulernen und miteinander auszutauschen.
Schneller, prägnanter Austausch
Speziell in der Anfangsphase eines Projekts oder auch dann, wenn projektübergreifende Teams zusammenkommen – und beispielsweise ganze Businessbereiche gemeinsam Projekte stemmen sollen –, ist Speed Dating ein sehr geeignetes Format. Denn normalerweise geschieht Folgendes, wenn 50, 60, 70 oder 80 Menschen das erste Mal im Rahmen eines neues Projekts aufeinander stoßen: Sie stehen in ihren üblichen Kleingrüppchen zusammen und reden über das, was sie sonst auch immer bereden. Wer das als Projektleiter verhindern und stattdessen kurzen und prägnanten Austausch fördern möchte, der sollte Speed Dating einmal ausprobieren.
So funktioniert das mit dem Speed Dating
Und so sieht eine mögliche Vorgehensweise für das Speed Dating aus:
- Stellen Sie je nach Anzahl der Teilnehmer eine oder zwei lange Tischketten und bitten Sie die Teilnehmer, aufgereiht an den Tischen Platz zu nehmen, so dass sich immer zwei Teilnehmer gegenüber sitzen.
- Starten Sie nun mit der Anmoderation des Speed Datings: Fassen Sie noch einmal in Worte, warum Sie und alle Teilnehmer sich an diesem Ort eingefunden haben, um was es geht, was die Seele des nun startenden Projekts ist etc.
- Geben Sie dann die Speed-Dating-Regeln bekannt: Jedes sich einander gegenübersitzende Teilnehmer-Paar hat drei Minuten Zeit, sich einander vorzustellen, dann rutscht jeder Teilnehmer einen Platz weiter – bis auf einen Teilnehmer, der immer fest an seinem Platz sitzen bleibt. Wenn also 40 Menschen an einer Tischkette sitzen, hat nach 39 Runden jeder mit jedem gesprochen. Nach eineinhalb Minuten der Gesprächszeit pro Paar rufen Sie „Switch!“ – das ist das Zeichen dafür, dass die Redezeit des einen Partners vorbei ist und nun der andere zum Zug kommt. Nach drei Minuten rufen Sie wieder „Switch! Und schon wieder einen Neuen kennengelernt!“ (oder etwas Ähnliches) – das ist das Signal dafür, dass alle Teilnehmer (bis auf den einen, der immer sitzen bleibt) einen Platz weiter rutschen.
- In Ihrer Anmoderation können Sie auch Impulse zu dem geben, worüber sich die Teilnehmer austauschen: Neben Name, Organisation, die Einheit, das Unternehmen und noch einige andere Rahmenfaktoren können das durchaus auch andere Dinge sein. Beispielsweise das Thema Leidenschaft: Welche Leidenschaften, welche Passionen haben die Teilnehmer? Wofür begeistern sie sich besonders? Eine gute Impulsfrage ist auch: Was treibt Sie gerade um? Was beschäftigt Sie gerade am meisten? Diese Impulse sollten Sie natürlich immer kontextbezogen geben. Wenn sich die Teilnehmer schon zumindest flüchtig kennen und alle aus demselben Unternehmen kommen, sind die Themen, wer macht was und wo, schnell erledigt. Da braucht es dann tiefergehende Impulse, für die ich Ihnen hier ja schon Vorschläge gemacht habe. Gerade bei Teilnehmern, die sich schon etwas kennen, ist ein guter Impuls, sie zu bitten, über andere Dinge zu sprechen als sonst üblich – wenn sie normalerweise nur über Geschäftliches reden, zu privaten Themen überzugehen und umgekehrt.
Bloß nicht einschlafen!
Meine Erfahrungen ist es, dass ein Austausch, eine Vorstellungsrunde in dieser Form enorm wichtig ist für das weitere Gelingen dessen, was danach kommt – sei es nun ein Workshop, ein Strategie-Wochenende oder ein ganzes Turnaround-Projekt. Und nicht nur das: Es macht auch einfach Spaß! Es bringt einen großen „Hallo, wach!“-Effekt in eine Runde und ist deutlich kurzweiliger als eine Vorstellungsrunde in einem Stuhlkreis, bei der einer redet und 39 andere zuhören. Das dauert am Ende genauso lang und verdammt alle bis auf einen zur Passivität. Gähn!