So ziehen Sie sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf
Wenn einer bis zum Hals im Sumpf steckt, dann ist es zunächst einmal nicht entscheidend, dass er da so schnell wie möglich wieder rauskommt. Oder zumindest nicht in erster Linie. Bevor er daran gehen kann, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, muss er nämlich eine sehr wichtige Erkenntnis haben.
Was einen sehr guten und einen So-lala-Turnaround-Projektmanager voneinander unterscheidet
In diesem Beitrag (Link einfügen) habe ich darüber geschrieben, wie wichtig es ist, dass der Turnaround-Projektmanager zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Projekts erkennt, dass er zwar ein gewisses Level an Optimierung erreicht hat, es aber dennoch nicht mehr so richtig vorwärts geht. Die Fähigkeit, dies zu realisieren, unterscheidet einen sehr guten von einem So-lala-Turnaround-Projektmanager.
Und mit dem Sumpf verhält es sich ganz ähnlich. Mit Sumpf meine ich hier das operative Tagesgeschäft: Meetings, Mails, Protokolle, Nachhaken, anderen hinterher telefonieren – das ist der Sumpf. Auch als Turnaround-Projektmanager läuft man Gefahr, dass man in diesem Sumpf des operativen Tuns versinkt, selbst wenn man das qua Rollendefinition nicht sollte, sondern sich mit der großen Perspektive beschäftigen, den Blick von außen auf das Geschehen richten und strategisch-taktisch agieren. Entscheidend ist auch an dieser Stelle vor allem eines: zu erkennen, dass man in diesem Sumpf zu versinken droht. Diese Realität auszublenden oder schönzureden, nützt nämlich nichts – sondern verhindert nur, wirkungsvolle Gegenmaßnahmen treffen zu können.
Meetings mit sich selbst
Wie können diese Gegenmaßnahmen nun aussehen? Mein Tipp: Widmen Sie sich ganz bewusst ein- bis zweimal in der Woche diesem Thema. Vereinbaren Sie ein Meeting mit sich selbst und fragen Sie sich: Bis wohin stecken Sie schon im Sumpf des operativen Tuns? Wo und wie sind Sie eingebunden? Welche Aktivitäten übernehmen Sie derzeit? Was davon können Sie vielleicht doch wieder abgeben kann, delegieren oder neu strukturieren? Ziel ist es, dass Sie sich Zeit für das Wesentliche schaffen: den Blick von außen auf die Krisensituation zu richten. Es gibt Turnaround-Projektmanager, die täglich dieses Meeting mit sich selbst abhalten – ich denke jedoch, dass ein Blick von außen ein- bis zweimal pro Woche sinnvoller ist. Ein gewisser zeitlicher Abstand von den Dingen, die täglich geschehen, ist wichtig.
Viel entscheidender als die Häufigkeit dieser Meetings mit sich selbst ist es jedoch, dass der Turnaround-Projektmanager erkennt: Ein gewisses Maß an operativer Tätigkeit lässt sich gar nicht vermeiden. Es gibt ihn, diesen Sumpf des operativen Tuns, und er steckt drin. Wenn er diesen Sumpf verleugnet, dann wird er darin versinken! Sich operativ einbeziehen lassen, aber sich auch operativ wieder lösen können, um Veränderungen zu initiieren – das ist es, was einen guten Turnaround-Projektmanager von einem mittelmäßigen unterscheidet.