Das Plateau:
ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Gipfel
Am Beginn eines Turnaround-Projekts geht alles noch sehr schnell – die Situation verbessert sich, ebenso die Stimmung im Team, erste Ergebnisse werden erzielt, das Vertrauen wächst. Doch dann tritt, quasi über Nacht, Stillstand ein. Woran liegt das? Und was kann man dagegen tun?
Nichts geht mehr
Wenn mich jemand fragte: „Was zeichnet einen Meister des Turnaround-Projektmanagements wirklich aus?“ – dann würde ich ihm diese Antwort geben: Ein Meister erkennt, dass er auf einem Plateau angekommen ist.
Was ich mit einem Plateau meine? Wer etwas Neues beginnt, erzielt damit in der Regel schnell Fortschritte. Egal, ob es sich um ein Turnaround-Projekt, der Erlernen einer Sportart, einer Sprache oder eines Musikinstruments handelt. Die eigene Leistungsfähigkeit verbessert sich, das Umfeld verbessert sich, die Situation verbessert sich. Aber irgendwann kommt er unweigerlich: der Punkt des Stillstands. Es geht nicht mehr weiter aufwärts. Die Lernkurve flacht ab. Tony Robbins hat das hier sehr schön erklärt.
Schritt 1: Erkennen
An dieser Stelle, mit dem Erreichen des Plateaus, scheiden sich nun die Geister: Die Erfolglosen arbeiten sich an diesem Plateau ab. Sie rackern und ackern und kommen doch keinen Schritt mehr vorwärts. Sie passen weder ihr Umfeld noch ihre Trainingsmethoden an – weil sie gar nicht erkennen, dass sie sich auf einem solchen Plateau befinden. Und irgendwann geben sie auf. Die Erfolgreichen wiederum erkennen, dass sie das Plateau erreicht haben, identifizieren die Gründe und handeln entsprechend. Sie sagen nicht „Verdammt, wir kommen nicht mehr vorwärts, alles geht schief, das war der falsche Weg/die falsche Sportart/das falsche Instrument, wir brechen ab!“, sondern sagen sich: „Ah, wir haben das Plateau erreicht, die Dinge stehen still, jetzt beraten wir mal, wie wir hier weiter vorgehen!“
Schritt 2: Gründe analysieren
Das Plateau als solches zu erkennen, ist also die entscheidende Kompetenz – besonders für Turnaround-Projektmanager. Der zweite Schritt besteht für sie darin, die Gründe dafür zu analysieren. Meistens ist es einer dieser beiden:
- Möglicherweise gibt es ein Entscheidungsvakuum in einem wichtigen Bereich. Offene Punkte, die nicht entschieden werden können führen dazu, dass die ganze Mannschaft ein Plateau erreicht, das sich wie ein Stillstand anfühlt.
- Das Turnaround-Team hat sich stark an sein Umfeld und an die vorherrschende Projektkultur angepasst. Es hat dadurch nicht mehr den nötigen Abstand, neue Impulse und neue Akzente zu setzen – die es aber braucht, um den Turnaround weiter voranzutreiben. Das Team sieht quasi den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr – es ist zu dem geworden, was es umgibt und was dazu geführt hat, dass das Projekt zu scheitern droht.
Schritt 3: Handeln
Im dritten Schritt geht es nun darum, sich Handlungsoptionen zu erschließen. Was kann der Turnaround-Projektmanager in einer solchen Situation tun?
- Er kann die nötigen Entscheidungen herbeiführen und so das Entscheidungsvakuum beenden.
- Er kann das Projektumfeld ändern: Neue Projektmitarbeiter auf einem operativen Level ins Spiel bringen, die neue Impulse geben und neue Perspektiven schaffen. Beim Erlernen von einer neuen Sportart würde das bedeuten, den Trainer oder Spielpartner zu wechseln, neue Anforderungen zu setzen, neue Techniken zu erlernen.
Den Missstand erkennen können, Gründe dafür analysieren, Abhilfe schaffen – das sind die Leitplanken, denen ein Turnaround-Projektmanager folgen muss, wenn er sein Projekt auf den Gipfel bringen will.
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