Braucht ein Turnaround-Projektmanager eine Pause
Gerät ein Projekt in eine Schieflage und anschließend in eine Turnaround-Situation, kommt auf alle Beteiligten eine sehr arbeitsintensive Zeit zu: Der Turnaround-Projektmanager und das Team leisten viele, viele Überstunden und gehen dabei meist weit über ihre Grenzen hinaus. Das kostet sehr viel Kraft und Energie und irgendwann sind die Reserven aufgebraucht, die Speicher leer – sie müssen wieder gefüllt werden.
Ein Turnaround nach dem anderen
Zwischen der Belastung für den Turnaround-Projektmanager und der für das Team gibt es einen großen Unterschied: Für das Team ist die Turnaround-Situation eine Phase, die in der Regel drei bis sechs Monate dauert und von einem hohen Aktivitätslevel geprägt ist – viele Maßnahmen, Entscheidungen und daraus resultierenden Aktivitäten finden statt, und das Team kommt kaum zum Durchatmen. Aber: Diese Phase ist vorübergehend. Wenn sie beendet ist, kommt der Alltag und mit ihm eine deutliche geringere Arbeitsbelastung als im Turnaround-Projekt.
Der Turnaround-Projektmanager befindet sich da in einer ganz anderen Lage: Sobald er die eine Krisensituation bewältigt hat, sieht er sich auch schon mit der nächsten konfrontiert – schließlich ist es sein Job, Schieflagen zu begradigen, eine nach der anderen. Und wenn er jede Schieflage mit der dafür notwendigen und gebotenen Intensität angeht, läuft er schnell Gefahr, sich zu überfordern und auszubrennen. Auf die Dauer werden ihm Energie und Impulse fehlen, seinen Job gut zu machen.
Acht Wochen Auszeit
Deshalb meine Empfehlung an alle Turnaround-Projektmanager: Planen Sie nach einem Projekt explizit eine Pause ein. Damit meine ich nicht, dass Sie sich heute schon im Kalender eintragen, dass Sie in vier Monaten zwei Wochen Urlaub machen, weil dann voraussichtlich Ihr Projekt zu Ende sein wird. Erstens ist das tatsächliche Ende eines Turnaround-Projekts schlecht im Voraus festzulegen, und zweitens werden zwei Wochen nicht ausreichen, um Ihre Energie- und Impulsspeicher wieder aufzufüllen. Ich meine damit vielmehr, dass Sie regelmäßig nach einem Turnaround-Projekt ein bis zwei Monate Pause machen. Sie haben richtig gelesen: ein bis zwei Monate Pause. Die brauchen Sie nämlich, um genügend Kraft und Energie zu tanken.
Was Sie in dieser Zeit machen – Urlaub, sportliche Aktivitäten, sich um die Familie kümmern, längere Zeit im Ausland leben –, werden Sie selbst am besten wissen. Wichtig ist, dass Sie sich komplett aus dem Geschäft bzw. der Organisation zurückziehen. Wenn Sie freiberuflich arbeiten, können Sie diese Auszeiten sicherlich leichter steuern und in die Tat umsetzen, als wenn Sie angestellt in die Linienorganisation eingebunden sind. Aber auch dann gibt es Wege und Möglichkeiten: Sie können mit Ihrer Vorgesetzten aushandeln, dass Sie beispielsweise nur zwei Turnaround-Situationen im Jahr angehen und dazwischen eine lange Auszeit bekommen.
Die Antwort auf die Frage, ob ein Turnaround-Projektmanager eine Pause braucht, lautet also ganz eindeutig: Ja, er braucht eine Pause. Und zwar eine lange. Nur dann schafft er es, seine leeren Energiespeicher wieder aufzufüllen und mit der notwendigen Einstellung und Kraft, mit den richtigen Ideen, Impulsen und Denkanstößen die nächste Turnaround-Situation anzugehen.