Diese Momente beantworten alle Deine Fragen
Du fragst Dich sicherlich manchmal, wofür Du das alles machst – das viele Lernen, das Arbeiten, Dasein für andere, eigene Bedürfnisse zurückstellen, dem großen Ganzen dienen. Und machmal, in dem einen Moment, bekommst Du eine Antwort darauf – dann weißt Du auf einmal, warum Du tust, was Du tust. Von einem solchen Moment handelt meine Geschichte für Dich.
Geschichte der Woche
Wenn alles zusammen kommt
Vor einigen Monaten war ich Programm-Manager bei einem großen Versicherungsunternehmen in Deutschland. Ich war verantwortlich für die Transformation eines wesentlichen Teils der IT. Ein Programm mit acht Projekten und ca. 70–100 Mitarbeitern, die zu dieser Zeit im Projekt aktiv waren.
Nach sechs Monaten ging meine Zeit dort zu Ende (das Warum ist eine andere Geschichte). Der neue Programm-Manager mit seinem Team war bereits vor Ort, aber noch nicht vollständig in den Rollen implementiert.
An einem meiner letzten Tage war ein Kick-off eines der Projekte geplant. 80 neue und alte Kollegen waren zu dieser Ganztages-Veranstaltung vor Ort.
Mit dem Projektleiter war zuvor abgestimmt, dass ich die erste Stunde anwesend bin, jedoch keinen aktiven Part übernehme. Nur wenige Mitarbeiter waren über meinen Weggang informiert und wir wollten nichts vorweg nehmen, um nicht vom eigentlichen Ziel des Projekt-Kick-off abzulenken.
Ich war pünktlich um 9 Uhr 30 vor Ort, der Raum gut gefüllt und die Neugier, die Energie und der Wille, diesen Tag gut starten zu lassen, war zu spüren. Der Projektleiter ergriff das Wort, erläuterte kurz die Agenda und Ziele des Kick-off.
Dann sagte er: „und nun wird unser Programmleiter, Torsten Koerting, noch einige Worte an Sie richten.“
Mir fiel die Kinnlade runter, mein Puls schoss hoch, und ich glaube, mein Blick hat sogar den Projektleiter überrascht.
Applaus brandete auf, ich stand auf, sammelte mich, atmete tief ein und aus, nahm das Mikrofon und schaute ins Publikum. Alle Augen waren erwartungsvoll auf mich gerichtet. Ich hatte kein Skript, keine Gedanken, keine Idee, war also genau null Komma null vorbereitet.
Du hättest eine Stecknadel fallen hören können. „Scan the room“, der für mich erste Schritt, wenn ich auf einer Bühne spreche, bekam eine völlig neue Bedeutung. Zeit gewinnen – Zeit, um im Geist vier bis fünf Stichworte zu sammeln.
Dann begann ich zu sprechen und folgte dabei meinem inneren Skript:
- Danke
- Warum (Warum das Programm?)
- Outcomes (Ziele und zu erreichende Vorteile des Projektes)
- Kultur (Was macht das Programm, die Menschen und die zu belebende Transformation aus und welche Wirkung können sie auf die Gesamtorganisation haben?)
- Beitrag (Welchen Beitrag kann jeder Einzelne zum Gelingen dieses Programms leisten?)
- Danke
In den Tagen danach wurde ich häufig angesprochen – nicht, weil mein Auftrag beendet war. Die Menschen im Unternehmen teilten vielmehr mit mir, was diese 15 Minuten meiner spontanen Rede mit ihnen gemacht hatten und welche Bedeutung sie diesen 15 Minuten, verglichen mit dem Rest des Tages, beigemessen hatten. In diesen Momenten wurde mir wieder Folgendes klar:
- Lerne, lerne, lerne – und suche Dir Bühnen, Möglichkeiten und Gelegenheiten, das Gelernte anzuwenden. Bereite Dich auf besondere, wichtige, unerwartete Momente vor. Manchmal kommt es darauf an und dann darfst Du alles aus deiner Schatulle holen, was in diesem Moment wichtig ist.
- Sei bereit. Immer. Ganz egal, wie es Dir in diesem Moment geht, wie vorbereitet oder unvorbereitet Du bist. Sei präsent, sei hellwach und liefere das Beste, zu dem Du in diesem Moment in der Lage bist – das, was Du kannst, wofür Du stehst und was von Dir erwartet wird.
- Es wird Momente geben im Leben, da darfst Du auf alles zurückgreifen, Du darfst Menschen mitnehmen auf eine Reise, auch und speziell dann, wenn Deine eigene Reise dort erst mal zu Ende ist.
Be always in your higher self and never let you or somebody else down. Be there when it is expected from you.
Als ich so unvorbereitet auf die Bühne trat, war das für mich einer dieser Momente: Mir wurde schlagartig bewusst, warum ich tue, was ich tue, wofür ich stehe und welche Werte ich vertrete und lebe.
Wann hattest Du zuletzt den einen Moment, in dem Dir alles abverlangt wurde und in dem Du all Deine Substanz und Deine Leidenschaft gespürt und gelebt hast?
Meine Buchempfehlung
Die NASA (National Aeronautics and Space Administration), die amerikanische Raumfahrtbehörde, lebt und ist Projektmanagement. Die gesamte Organisation besteht nahezu nur aus Projekten. Ich hatte 2010 die Ehre, bei der letzten internen Project Management Conference als einziger „Gast“ einen Vortrag zu halten und durfte den anderen Vorträgen lauschen – dies hat meinen Eindruck bestätigt.
Das Buch „Failure is not an option“ führt die Leser in vielen recherchierten Details und durch unzählige Interviews mit den Hauptprotagonisten hinter die Kulissen des Apollo-Programs. Es war das größte bisherige Wagnis der Menschheit, eingeleitet durch einen bemerkenswerten Satz des damaligen Präsidenten John F. Kennedy: „We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard, because that goal will serve to organize and measure the best of our energies and skills, because that challenge is one that we are willing to accept, one we are unwilling to postpone, and one which we intend to win, and the others, too.“
Dieser Satz hat Energie und Enthusiasmus ausgelöst, wie er vorher und nachher nicht mehr zu erleben war. Versagen war keine Option. Diese sagenhafte Tatsachenbeschreibung und Dokumentation beschreibt, wie Scheitern zum größten Erfolg der Menschheit wurde: „It’s one small step for a man … „. Unbedingte Leseempfehlung!
Soziale Momente
Während der letzten Woche habe ich mehrmals die Chance genutzt vom Kunden nach Hause zu joggen. Ein tolles Privileg, was ich sehr zu schätzen weiß.
Ende der Woche war die Auswertung gemeinsam mit dem Team, wie unser 2-tägiges Event, welches die Projekt Management Welt beleben, verändern und inspirieren wird, heißen soll. Über 50 Teilnehmer haben über Facebook abgestimmt. And the winner is: PM Powerdays 😉
Ich wünsche Dir einen tollen Start in die Woche.
Dein Torsten J. Koerting